Chitin 01

Chitin

by Salomé M.

In einer nicht so fernen Zukunft wird in einem weit entfernten Sternensystem der bewohnbare Planet New Hope entdeckt und je elf ausgesuchte Frauen und Männer werden auf eine gefährliche  Reise geschickt. Ihre Mission: Das Überleben der Menschheit sichern, deren weitere Existenz auf dem Heimatplaneten durch Überbevölkerung und Klimawandel bedroht ist.

Als die weiblichen Besatzungsmitglieder aus dem Kälteschlaf erwachen, stellen sie zu ihrem Entsetzen fest, dass die Männer ein Patriarchat errichtet haben, das auf ihre sexuelle Ausbeutung ausgelegt ist. Dann erreicht das Schiff New Hope und die Erdenmenschen sehen sich mit einer außerirdischen Intelligenz konfrontiert, die so grundverschieden von der menschlichen ist, dass es jede Vorstellungskraft sprengt.

Eins

Die Biologin war eine Tochter der Königin. Dies war nicht unbedingt eine Besonderheit, denn alle Glieder des Volkes waren Töchter der Königin.

Das Volk war in einer Stimmung aufgeregten Ekels. Weiche, hässliche, wurmartige, helle Wesen mit fünf plumpen Extremitäten waren vom Himmel gekommen. Instinktiver Vernichtungswille rang mit dem Wunsch, diese entarteten Dinger erst einmal zu studieren. Die Soldatinnen hatten die meisten der Weichen, die aus ihrem zerstörten Bau geeilt waren, bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt, bevor das Volk überhaupt realisieren konnte, dass es Lebewesen waren. Eine schreckliche rote Flüssigkeit war in ihrem Inneren und hatte einige der Soldatinnen erschrocken innehalten lassen. Dies gab dem Volk Zeit, zu erkennen, dass von den verbliebenen drei Monstern keine Gefahr mehr ausgehen konnte. Sie waren von der Kampfsäure der Soldatinnen besprüht worden und sprangen hektisch umher, sich bunte Schichten von den Körpern reißend, bis nur noch das übrig war, was ihre Oberfläche zu sein schien. Die Soldatinnen bildeten einen Schutzwall um diese grauenvollen Geschöpfe, die sich nun wie rasend im Staub wälzten. Nach einiger Zeit erhoben sich zwei auf ihre hinteren Extremitäten und hoben das Dritte zwischen sich hoch, bis es ebenfalls stand.

Die Biologin drängte sich zwischen den Soldatinnen hindurch und betrachtete die drei dicht beieinander stehenden Ungeheuer genau. Sie waren etwas kürzer als die Arbeiterinnen des Volkes, aber da sie sich auf ihre hinteren Extremitäten erhoben hatten, waren sie jetzt höher. Die zwei mittleren Extremitäten hielten sie vor ihren Leibern, welche nicht segmentiert zu sein schienen. Die einzelne vordere, beziehungsweise obere Extremität mochte ein Kopf ohne Fühler und Antennen sein. Die Wesen schienen daher auch nicht zur Kommunikation fähig. Das Volk empfing keine strukturierten Impulse, nur eine Art zielloser Panik, ähnlich wie von Beutetieren.

Diese Wesen mussten studiert werden! Noch nie war dem Volk so etwas begegnet! Der kollektive Intellekt war plastisch genug, um sich an Unbekanntes adäquat anzupassen. Die Biologin übernahm nun, da die Soldatinnen die Gefahr gebannt hatten, instinktiv die Führung. Sie war eine Arbeiterin, deren Individualität ein gegenüber dem Durchschnitt erhöhtes Interesse für Lebewesen war. Erst diese neue Situation hob sie aus der Masse hervor und machte sie hier zur Anführerin. Ihre Impulse der Neugier begannen, die des Ekels und des Vernichtungswillens zu überlagern, und die Soldatinnen drängten die Monster näher zum Bau, eine dichte Umrandung bildend, aus der sie nicht entkommen konnten. Immer wieder versuchten die Weichen, aus dem Kordon auszubrechen, wurden aber jedes Mal mühelos zurück gestoßen. Bei dieser Gelegenheit sah die Biologin, dass sie doch nicht alle gleich waren. Die zwei etwas Größeren hatten ein kurzes, frei schwingendes schlauchartiges Gebilde in ihrer Mitte. Das Kleinste schien eine Missgeburt zu sein, denn ihm fehlte dieser Fortsatz. Stattdessen hatte es weiter oben am Körper zwei Wölbungen, die ebenfalls nicht kontrolliert bewegt werden konnten, sondern nur der Schwerkraft und den Bewegungsimpulsen des Körpers zu folgen schienen. Voller Ekel starrte die Biologin diese schwabbelnden Massen an. Wie konnten derart weiche Wesen ohne feste Struktur sich überhaupt aufrecht halten? Es war klar, dass sie wenigstens eines davon sezieren mussten, um mehr über die Funktionsweise dieser Körper zu erfahren.

Unterdessen war der Kordon mit den drei Gefangenen unter dem Vordach des Baus angekommen. Ins Innere der Heimat wollte man die Fremdwesen nicht lassen. Stattdessen blieben sie in einem dreifachen Ring aus Soldatinnen außerhalb des Haupteingangs gefangen.

Das Volk überlegte, welches der drei es zerlegen sollte. Am ehesten das Missgebildete, da die Normalen vermutlich etwas bessere Überlebenschancen hatten. Andererseits war das Missgebildete vielleicht auch innerlich missgebildet, und somit nicht repräsentativ für die Art? Also sollte man vielleicht eher eines der größeren auswählen.

Inzwischen war aber Hel, die weiße Sonne, am Horizont angelangt, und man beschloss, die Forschung am nächsten Tag fortzusetzen.

weiter  geht es mit Chitin – Teil 2


Das Titelfoto für diesen Beitrag wurde mir freundlicherweise
von dem Fotografen Thomas Mattern zur Verfügung gestellt.


Mehr von Thomas Mattern findet ihr in seiner Galerie bei unART-Fotokunst.


Vielen Dank auch an das wunderbare Model Tjara für die Erlaubnis ihr Bild zu nutzen.

Mehr von ihr findet ihr auf ihrer Facebookseite TjaraModelPage, wo sie eine Galerie mit weiteren Fotos hat und wo sie auch gebucht werden kann.


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4 Gedanken zu „Chitin 01“

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