Sex Tapes Podcast

Wenn ein Mann zwei Damen beim Reden über „guten Sex und wie man ihn macht“ belauscht, kann das mitunter zu einem KULTURSCHOCK führen.


Schon seit etlichen Jahren bin ich ein regelrechter  Podcast-Junkie. Kaum bin ich allein und nicht grad am Lesen oder Schreiben, hab’ ich eigentlich immer was auf den Ohren. Meine Hörvorlieben sind inzwischen recht speziell, obwohl die obige Übersicht vermutlich einen chaotischen Eindruck vermittelt. Vor allem haben es mir die Themen Philosophie, Wissenschaft und Politik angetan und etwas Entertainment darf natürlich nicht fehlen. Im Bereich Erotik hab ich schon einige Podcasts durchgehört, aber wirklich überzeugen konnte mich da bisher nichts, weder deutsch noch englisch. Es darf beim Podcasten für mich nicht zu heiß sein, da ich Podcast immer nebenbei höre. Was soll ich denn mit mir anfangen, wenn ich beim Joggen, in der U-Bahn oder im Straßenverkehr plötzlich geil werde? Das geht doch nicht.

Doch als ich dann neulich den Sex Tapes Podcast in meinem Twitter Feed entdeckte, wurde ich natürlich schon neugierig.

Lili und Lotte plaudern aus dem Bettkästchen. In diesem Podcast dreht sich alles um guten Sex und wie man ihn macht.

 

Smartphone Love

Es werden keine Liebesbriefe mehr geschrieben, Tinder macht alles kaputt und mit der Romantik geht es ohnehin zu Ende. Smartphones und Liebe – das passt doch ohnehin nicht.

Naja, Liebesbriefe? Ist ’ne Weile her, dass ich einen geschrieben hab. Und Tinder ist auch nicht so mein Ding. Aber gut, man will ja schon wissen, was die junge Leute heutzutage so machen – aus Gründen. Gleich mal auf die letzte Folge auf den Player drauf., Laufschuhe an und los geht’s.

KULTURSCHOCK!

Erstmal ist es ein absoluter Kulturschock. Lilli oder Lotti (noch weiß ich nicht welche welche ist) hat eine ziemliche männliche Stimme. Das ist aber noch nichtmal das Schlimmste. Sie liest einen Text ab! FUCK! Für mich ein absolutes NoGo bei Podcasts. Und dazu noch einen Text, der literarisch/analytisch anmutet. Ich fürchte ich bin einem Ableger vom Deutschlandfunk Kultur gelandet. Geht gar nicht, schon gar nicht beim Joggen. (Abgesehen, dass Deutschlandfunk wirklich das letze ist, das man sich antun sollte.) Zum Glück hab ich noch ’ne neue Folge des Sincast auf dem Player. Popcorn-Kino ist  thematisch total okay zum Laufen. Genau die richtige Kost. Plätschert angenehm vor sich hin, funny und so leicht, die erwähnen sogar Harvey Weinstein nur am Rande.

Aber der Lotte und Lili will ich dann schon noch ’ne Chance geben, da sie nichts dafür können, dass während sportlicher Betätigung meine Aufnahmefähigkeit unter drei Nebensätze pro Schachtelsatz fällt, weshalb ich sie mir nach der Dusche noch mal auf die Ohren drauf gebe. Zum Kochen, Essen und auf der Couch rumlümmeln könnte es doch schon irgendwie passen. Ausserdem geht mir das mit der Stimme nicht aus dem Kopf. Kann doch nicht sein, dass ausgerechnet ’ne Lady mit einer männlichen Stimme sich dazu entschließt, einen erotischen Podcast zu machen. Irgendwas hab ich da wohl falsch verstanden.

Klar. Da habe ich wohl beim ersten Mal nicht richtig hingehört – war vielleicht noch beim Aufwärmen oder so. Logisch gehört die Männerstimme weder Lili noch Lotte, sondern einem Autor, dessen Buch in der Sendung besprochen wird. Ein kritischer Kopf dieser Stephan Porombka, aber kein Kulturpessimist, der alles Neue in Bausch und Bogen verteufelt. Das macht ihn mir gleich mal sympathisch. Es gibt ja nichts dämlicheres als alte Leute, die Neues vor allem deshalb ablehnen, weil es neu ist. Außer vielleicht junge Leute, die neues nur deshalb …. Ihr wisst, was ich meine.

Und dann verbreitet Porombka seine Erkenntnisse in einer Prosa, die den deutschen Durchschnittsfeuilletonisten vor Neid erblassen ließe. Kein Wunder, er ist Professor für Texttheorie und Textgestaltung. Es geht übrigens nicht nur um Tindern sondern allgemein um die Nutzung neuer Technologien in der zwischengeschlechtlichen Kommunikation. Darum wie Apps und Smartphones den Liebesbrief ersetzen, dabei aber dessen Möglichkeiten erweitern und unsere Balzrituale verändern. Das ist wirklich echt mal interessant, hab ich noch nie drüber nachgedacht. Das gefällt mir, richtig gut sogar, auch wenn es nicht ganz das ist, was man erwartet, wenn auf der Packung ‚erotischer Podcast‘ steht. Nebenbei habe ich sogar zwei Ideen, die ich in eine Story einbauen könnte.

Danach höre ich mir noch weitere Folgen von Sex Tapes Podcast an, nämlich:

Muster im Bett

Und damit meinen wir nicht die geblümte Bettdecke. In dieser Folge sprechen Lili und Lotte über Muster, die sich durch ihr Sexleben ziehen. Täglich grüßt des Murmeltier? Nicht ganz, aber ein paar Vorlieben haben sich über die Jahre hinweg schon eingeschlichen. Der heimliche Untertitel dieser Folge ist aber auch: Eine Liebeserklärung an Blowjobs und Penisse.

und

Wie promiskuitiv bist du?

Wie offen können Frauen über Sex sprechen, ohne als promiskuitiv abgestempelt zu werden? Lili & Lotte berichten von ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Podcast. Folge 7 von Sex Tapes Podcast ist eine emotionale Achterbahnfahrt mit schnaufenden Wutanfällen, albernen Lachtiraden und seufzenden Liebeserinnerungen. Ihr erfahrt, was Lotte nachts betrunken unter der Dusche macht, wieviel Sex wir wirklich haben und was Lili von einem Sex-Trainingspartner hält.

 

Vielleicht habe ich ganz zufällig mit diesen drei Episoden das Spektrum von Sex Tapes abgedeckt. Bei diesen beiden Podcasterinnen Lili & Lotte kann es offenbar anspruchsvoller werden, als ich es bei gewissen Tätigkeiten vertrage. Und wenn es das nicht ist, dann es ist crazy, lustig, intelligent, albern, nachdenklich, streitbar und/oder anrüchig bis leicht dirty. So oder so ist es hörenswert. Die beiden Grazien reden frei Schnauze, nehmen kein Blatt vor den Mund, lachen viel, schimpfen auch schon mal. Bei Podcast  – jedenfalls bei den guten – fühlt man sich immer so, als würde man bei den Podcastern zu Hause sitzen. Man fühlt sich den Leuten hinter dem Mikro relativ schnell relativ nahe, deshalb ist es ein bisschen so, als würde man mit den Mädels in ihrer WG hocken oder sie belauschen oder so (was ich natürlich niemals machen würde).

Ach ja: BDSM-Themen gab es glaub ich noch nicht. Kommt vielleicht noch, wer weiß. Und stöhnen tun Lotte und Lili übrigens auch nicht. Das ist auch ganz gut, sonst könnte man sich wahrscheinlich gar nicht auf den Inhalt konzentrieren. Sie haben nämlich richtig angenehme Stimmen.  Würden sie es drauf anlegen, könnte man sich allerdings kaum auf den Inhalt konzentrieren und würde sich unbedingt mit der Babyöl-Flasche bewaffnet in die Gemächer zurückziehen und … ihr wisst schon 😉

Hier könnt ihr euch übrigens den Sex Tapes Podcast reinziehen, viel Spass beim anhören.

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2 Gedanken zu „Sex Tapes Podcast“

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