Siebzehn
Gianna war wie betäubt. Nardos übliches Geschimpfe und Gefluche hörte sie kaum. Zu viele Eindrücke waren auf sie eingestürmt. Sie musste nachdenken. Dieses Volk, dessen Gefangene sie waren, war so fremdartig. Obwohl, manches erinnerte sie an das, was sie von irdischen staatenbildenden Insekten zu wissen glaubte. Allerdings waren die nicht intelligent, Oder doch?
Alles, was sie erfahren hatte, hatte neue Fragen aufgeworfen. Sie musste unbedingt mehr erfahren. Doch ausgerechnet jetzt war diese etwas kleinere Ameise, die die ganze Zeit in der Nähe gewesen war, unauffindbar. Gianna und Nardo befanden sich in einer fensterlosen, igluförmigen Kammer von vielleicht zwei Metern Durchmesser. Sie wurde von dem spärlichen Tageslicht, das durch die Öffnung herein sickerte, kaum erhellt. Die Gefangenen konnten sich knapp hinlegen, und Nardo konnte nur gebückt stehen.
Dagegen hatte ihr vorheriges Gefängnis geradezu luxuriöse Ausmaße gehabt. Natürlich wusste Gianna, warum es hier so eng war: weil es genügte. Das Volk verschwendete nichts. Auch nicht den knappen Platz im Bau. Zudem waren kleine Räume einfacher warmzuhalten. Von menschlichem Bedürfnis nach Distanz und Freiraum wusste es nichts. Doch – eigentlich müsste es davon wissen, schließlich war Giannas Wissen Teil des Kollektivintellekts geworden. Doch es änderte sich nichts. Der Eingang wurde vom Kopf einer Soldatin versperrt, die bewegungslos verharrte und stoisch Nardos Fausthiebe und Fußtritte entgegennahm. Wenn es ihm einfallen sollte, sie anzupinkeln wäre das allerdings wohl sein Ende, wie sie wusste. Und sie wusste auch, warum. Die Formiciden fürchteten sich panisch vor Wasser. Sie konnten mit ihrem vergleichsweise schweren Exoskelett natürlich nicht schwimmen. Und ihre Atemöffnungen waren nicht verschließbar. Schon relativ wenig Wasser, wenn es an die falschen Stellen geriet, konnte ihr Ende bedeuten.
Dann drängte sich ein unerwartetes Gefühl in Giannas Bewusstsein:
Lust.
Unerklärliche Lust stieg in ihr auf. Sie war eine Gefangene in einer hoffnungslosen Situation und sie verspürte Lust. Ohne dass sie es bewusst wahrgenommen hätte, war ihre Hand zwischen die Beine gewandert und verstärkte dort die Erregung.
»Nardo …«, stöhnte sie, und als er sich umdrehte, sah sie, dass sein Penis voll erigiert war. Er hörte auf zu schimpfen und zu fluchen und fasste seinen Ständer mit verblüfftem Gesichtsausdruck an. Auch er war offensichtlich von seiner eigenen Reaktion überrascht. Gianna legte sich auf den Rücken, spreizte ihre Beine und begann sich mit dem Mittelfinger langsam zu ficken.
Mit einem Grunzen stürzte Nardo herbei, warf sich auf sie und drang sofort ein. Heftig und leidenschaftlich fickte er sie, biss ihr in den Hals und in die Brust, schob sie auf dem rauen Boden hin und her, hielt ihre Handgelenke grob fest, eroberte ihren Mund, der nichts anderes wollte, als erobert zu werden, rücksichtslos mit seiner Zunge und explodierte schließlich mit heftigen Zuckungen seines Beckens, die auch Giannas Orgasmus auslösten.
Halb bewusstlos hingen die beiden noch einige Zeit aufeinander, und bemerkten so nicht, dass die Wächterameise niedergesunken war und ebenfalls konvulsivisch zuckte.
Schließlich rollte Nardo von Gianna herunter, und diese richtete sich auf und sah, dass die Ameisen Wasser und Pseudokürbisse hereinschoben, bevor die Öffnung wieder vom Kopf eines Rieseninsekts versperrt wurde. So war jeder Fluchtversuch aussichtslos. Aber in dem Moment, in dem die Öffnung freigegeben wurde, um Nahrung zu bringen? Vielleicht könnte es dann gelingen?
Nachdenklich reichte sie Nardo eine Trinkschale und einen halbierten Kürbis. Als beide ihren Hunger und Durst gestillt hatten, reinigte Gianna sich und ihren Herrn. Beim Sauberlecken des Penis fühlte sie erneut Lust aufsteigen. Und noch während sie sich darüber wunderte, intensivierte sie ihre Bemühungen. Tatsächlich festigte sich Nardos Glied bald, während sein Träger regungslos auf dem Rücken lag und Gianna gewähren ließ. Die Sklavin benutzte ihren Herrn. Es war gar nicht nötig, sich zu stimulieren. Als Nardos Erektion zum Eindringen genügte, fühlte Gianna, dass auch sie bereit war, und setzte sich auf ihn. Mit einem fast animalischen Stöhnen nahm sie seinen Penis auf und begann einen Ritt, dessen Tempo allein sie bestimmte, denn ihr Herr war jetzt ihr willenloses Lustobjekt. Sie beugte sich weit nach vorn, bis er ihre verlockend über ihm baumelnden Brüste ergriff und küsste, entzog sich ihm dann wieder nach hinten, rotierte ihr Becken, glitt auf und nieder, nach vorn und nach hinten, hielt wieder inne, um den Mann zu küssen, ihre Zunge seinen Mund erforschen zu lassen, und verfiel wieder in wilden Galopp.
Nardo brauchte diesmal viel länger, um zum Höhepunkt zu kommen. Nicht aber die aufgegeilte Gianna. Der Schweiß lief in Strömen an ihr herunter, als sie zum zweiten- und bald zum dritten Mal ihre Lust hinausschrie. Endlich, beim vierten Mal, kam auch Nardo. Und diesmal bemerkte Gianna mit einem Winkel ihrer Aufmerksamkeit die Wirkung, die ihr gemeinsamer Orgasmus auf die Wächterameise hatte.
Diesmal erhielten sie wesentlich mehr Wasser und Nahrung, als sie verbrauchen konnten. Das Wasser benutzten sie für eine gründliche Reinigung, die Kürbisse schoben sie zur Seite. Dann zeigte sich ein neues Problem. Ihr winziges Gefängnis hatte natürlich keine Toilette. Und der Drang wurde immer stärker.
»Ich muss aufs Klo«, jammerte Gianna.
»Mach einfach«, erwiderte Nardo, »draußen haben sie es ja auch weggeräumt, nicht?« Stimmt, ihre Exkremente waren immer ›irgendwie‹ über Nacht verschwunden. Inzwischen war es so dunkel geworden, dass man kaum noch etwas erkennen konnte. Gianna nahm eine der leer gegessenen Kürbishälften, um sie als Behelfstoilette zu benutzen, und schob sie anschließend zum Eingang. Nardo tat dasselbe, und dann legten die beiden sich nieder und fielen fast sofort in einen Schlaf voller lebhafter Träume.
***
Die Inspektionen der Kajiras waren erniedrigend gewesen. Gewiss, die meisten der Frauen hatten sich schon auf der Erde mehr oder weniger offen prostituieren müssen, um ihre Ausbildung machen zu können, oder einen Job zu finden. Doch immerhin hatten sie damals die Kontrolle behalten: Sie hätten jederzeit gehen können. Sie wären dann aus der Uni oder von der Lehrstelle geflogen, aber es wäre ihre eigene Entscheidung gewesen. Manche hatten es sogar in gewisser Weise als Privileg gesehen: Männer hatten nur selten die Möglichkeit, sich hochzuschlafen, und daher waren die höhere Ausbildung und die besseren Anstellungen fast nur Männern aus den reichen Familien vorbehalten, während man in denselben Positionen Frauen aus allen Schichten antraf, deren einzige Gemeinsamkeit ihre Attraktivität war.
Doch jetzt wurden sie behandelt wie auf dem Viehmarkt. Sie mussten, jeden Abend eine Andere, vor den Männern in Display-Stellung gehen. Sie mussten sich anhören, wie die Männer über ihren Körper und ihr Verhalten sprachen. Sie mussten sich auf Kommando umdrehen und tief beugen, ihre Gesäßbacken und Schamlippen spreizen, und schließlich alle Veränderungen akzeptieren, die die Männer beschlossen. Lyell hatte sich gegen Ringe bei Gianna gesperrt. Stattdessen erhielt sie eine auffällige Tätowierung: Eine leuchtend gelb-schwarz-rote Korallenschlange, die sich an ihrem linken Bein empor ringelte, und ihre Giftzähne in ihre Scham zu schlagen schien. Frank hatte das Tattoo gestochen, und er konnte das wirklich gut. Er hatte auf der Erde ein Tattoo-Studio geführt, um sich das Studium zum Agronomen zu finanzieren. Er war einer der wenigen männlichen Akademiker an Bord.
Natürlich gehörte der Satz »heute will ich die Schlange ficken« bald zum festen Repertoire der Mannschaft. Aber doch blieb Gianna die einzige Kajira mit einem derartigen Tattoo. Roger wollte mit unveränderlichen Modifikationen warten, bis jede Frau einen festen Besitzer hatte.
Als das Schiff nahe genug an New Hope war, um genauere Beobachtungen zu ermöglichen, wurde es auch Zeit, Funksprüche an die Erde abzusetzen. Es gehörte zu ihren Aufgaben, die Heimat mit möglichst vielen Informationen zu versorgen, auch wenn niemand wusste, ob sich auf der Erde noch irgendwer dafür interessieren würde, wenn die Funksignale 800 Jahre nach dem Start des ersten Interstellarschiffes dort ankommen würden. Anfangs hatte man noch den Schein zu wahren versucht. Wenn eine Frau zu referieren hatte oder im Bild war, durfte sie sich Kleidung überziehen. Doch je näher man kam, und je deutlicher man erkannte, dass der Zielplanet ein Fiasko war, desto mehr verrohten die Sitten. Bald machte es niemandem mehr etwas aus, wenn auf den Videos für die Erde nackte Frauen mit Piercings und Peitschenstriemen zu sehen waren.
New Hope hatte eine extreme Umlaufbahn in einem Doppelsternsystem. Ein heißer weißer Zwerg umkreiste einen kühlen roten Riesen mit einer Umlaufzeit von etwa zwanzig Jahren. Es gab nur einen Planeten. Dieser flog in Form einer liegenden Acht um und zwischen seinen Sonnen hindurch. Ein Umlauf würde etwa vier irdische Jahre dauern. Davon etwa ein halbes Jahr in der Nähe der heißen Sonne, zwei Jahre im Schein beider Sonnen und über ein Jahr auf der abgewandten Seite des dunklen Sterns. Das Klima musste extrem sein. Das war zumindest die lautstark vorgetragene Überzeugung des Astronomen und Reservepiloten Ivan.
»Das können wir erst sagen, wenn wir die Atmosphärenzusammensetzung genauer kennen, und wenn wir wissen, wie viele Wasserflächen es auf dem Planeten gibt«, gab Cindy zu bedenken, »große Meere und eine starke Bewölkung könnten eine ausgleichende Wirkung haben, Herr.«
Die schüchterne Geologin senkte sofort den Blick und krümmte sich leicht zusammen; sie fürchtete, geschlagen zu werden, weil sie Ivan widersprochen hatte. Doch Roger pflichtete ihr bei, bevor dieser reagieren konnte: »Wir sollten nicht allzu sehr spekulieren, und vor allem sollten wir uns nicht gegenseitig demoralisieren. Cindy hat absolut Recht.« Aufmunternd nickte er ihr zu und gab ihr nur mit seinem Stock einen mahnenden Klaps auf die Scham, weil sie versehentlich die Oberschenkel zusammengepresst hatte. Die Glöckchen, die sie heute an ihren Schamlippenringen trug, klingelten leise, als sie hastig die Beine in die vorschriftsmäßige Position brachte.
Roger lächelte und winkte sie zu sich. »Bist du für heute Nacht schon reserviert?«, fragte er, während er an den Glöckchen klimperte.
»Nein, Herr«, antwortete Cindy errötend. Sie gehörte zu den sehr hellhäutigen Frauen, deren Erröten vom Gesicht bis über die Brüste reichte.
»Dann werde ich dich heute ficken«, beschloss der Kommandant, während er ihr den Mittelfinger zum Sauberlecken hin hielt.
weiter geht es hier mit Chitin – Teil 18
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