Brauchen wir ein #BDSMetoo?

Vor einiger Zeit hieß es in meinem Fun Sex Fact 24: „BDSM-Communities are less rapey than the general population“. Dabei stützte ich mich auf gleich mehrere Studien und Umfragen, die belegen, dass es unter BDSM-lern ein größeres Bewusstsein um die Konsensproblematik gibt. Das leuchtet ein, denn Konsens ist im Kontext einer jeden Beziehung und einer jeden Aktion im BDSM das A und O. Wir kriegen das quasi mit der Muttermilch eingetrichtert, und das ist auch gut so.

Auf dem Nachrichtenportal INEWS gab es kürzlich einen sehr interessanten Artikel über Missbrauch und Konsens speziell in Kinkster-und BDSM Communities: Der etwas reißerischer Titel lautet „He abused me and called it BDSM.„, steht aber in diametralen Gegensatz zum Inhalt des Textes. Die Autorin, Frau Dr. Lister, beginnt ihren Text mit einem Sex-positiven Bericht über ein Sex positives Kink-Festival, zu dem sie eingeladen war, um über die Geschichte des Sex zu referieren. Das ist übrigens ihr Steckenpferd. Sie hat einen Master of Arts und in Philosophie promoviert:

Dr. Kate Lister ist Dozentin an der Leeds Trinity University, Autorin und Bloggerin und kuratiert das Online-Forschungsprojekt Whores of Yore – ein digitales Engagementprojekt, das die Erforschung der Sexualität und der Geschichte der Sexarbeit für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Kate ist eine Aktivistin für die Rechte von SexarbeiterInnen und Vorstandsmitglied des Forschungszentrums für Sexarbeit und des Vagina-Museums. 2017 gewann Kate den Sexual Freedom Award und wurde Publizist des Jahres.

Dr. Lister schreibt über BDSM:

Es spielt keine Rolle, ob die Sub an den Brustwarzen kopfüber über einem Bottich mit Soße hängt, während der Dom Obszönitäten ruft – die Sub kontrolliert diese Szene

Echte BDSM-ler können das unterschreiben. Nur Möchtegern- und Dummdoms – Lister nennt sie Fake-Doms ­ lehnen das ab. Dr. Lister schreibt über ihre Begegnung mit Kinkstern:

Um klar zu sein, keiner der Doms, mit denen ich sprach, war der Meinung, dass die Sub an einem Übergriff schuld war. Alle verurteilten nachdrücklich jegliche Grenz- oder Konsensverletzung . […] BDSM ist nicht fifty Shades, ein Paar billige Handschellen oder grobe Typen. Es ist ein intensiver Austausch, der auf Vertrauen, Sorgfalt und klar definierten Grenzen basiert. “

Damit erkennt und benennt sie ein Problem, auf dass BDSM-ler ebenfalls konstant hinweisen. In gewisser Weise ist dieses Ansinnen für mich und viele andere aus meiner Bloggosphäre einer der Gründe warum wir über BDSM schreiben.

Die populäre Kultur hat sich [wegen SOG] schnell mit den schlüpfrigen, sexy und saftigen Aspekten der BDSM-Welt auseinandergesetzt, es jedoch vermieden das umfangreiche Kleingedruckte mitzureichen, das solche Praktiken begleiten muss. Das Ergebnis ist, dass viele Menschen nicht in sicheren Knick-Praktiken geschult werden und daher anfällig für diejenigen sind, die BDSM als einen Vorwand verwenden, um Missbrauch zu rechtfertigen.

Wenn Sie Ihre kinky Seite erkunden möchten, fordere ich Sie auf, an einem Workshop teilzunehmen, mit erfahrenen Kinkstern zu sprechen oder eines der vielen Bücher über sichere Praktiken zu lesen. Es [BDSM] ist ein intensiver Austausch, der auf Vertrauen, Sorgfalt und klar definierten Grenzen basiert, und kann der Mainstream-Kultur viel darüber vermitteln, was Einwilligung wirklich ist.

Das geht in die gleiche Richtung, die ich in dem Fun Sex Fact andeute. Wir BDSM-ler wissen das und können dem gemeinen Volk einiges beibringen.

Klingt doch toll, oder nicht?

Doch damit machen wir es uns zu bequem! Sitzen wir nicht einem Irrtum auf, wenn wir uns zurücklehnen, nur weil wir alles über Konsens zu wissen glauben und uns das sogar durch ein paar Studien bescheinigt wird. Auch Szene-Papst Matthias T. J. Grimme hat im Magazin Schlagzeilen ein Plädoyer für mehr Aufklärungsarbeit geschrieben, offenbar sieht auch er einen Bedarf. Sind wir vielleicht zu selbstgerecht und ignorieren Probleme, weil es unangenehm ist, sich diesen Problemen zu stellen?

Wenn man sich mit dem Metoo beschäftigt, fällt auf: Diese Bewegung hat keinen spezifischen Ableger in BDSM-Kreisen. Aber man hört hinter vorgehaltener Hand von Fällen, in denen Missbrauch unter dem Deckmantel von BDSM stattgefunden hat. Hier und da liest man auch davon in einschlägigen Internetforen. Doch solche Diskussionen werden regelmäßig erstickt. Opfer von Missbrauch im BDSM Kontext, haben es noch schwerer als jene im Mainstream. Eine Sub sucht – darauf weist auch Dr. Lister in ihrem Text hin – den Fehler eher bei sich. Sie wirft sich vor, ihre Grenzen nicht richtig kommuniziert zu haben. Bedenkt man, was Missbrauchs-Opfer im Mainstream online an Anfeindungen zu ertragen haben, mag ich mir kaum ausmalen, was eine Sub erwartet, wenn sie sich mit einem Outing hervorwagt. Und Unterstützung von außerhalb (des BDSM) kann sie kaum erwarten. Man wird ihr entgegenhalten: „Selber schuld, was lässt du dich auch auf diese kranken Scheiß ein, mit Fesseln und Schlaginstrumenten“. Victim Blaming at ist worst – und das von allen Seiten.

Und natürlich gibt es innerhalb unserer Community die gleichen Widerstände und Vorbehalte gegen den s.g. Hashtag-Aktionismus. Metoo hat unsere Sinne geschärft, uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir Sensibilitäten vielleicht nicht immer beachtet haben. Viele Doms (oder generell Männer) reagieren auch ablehnend auf Metoo. Sie verkennen, dass Metoo eine offene Bewegung ist und keine Organisation, mit einer Vorsitzenden und einer klaren Agenda. Metoo war und ist nach meinem Verständnis zuallererst eine Idee, die Opfern Gelegenheit geben soll, ihren Unmut auszudrücken – Opfern, denen diese Möglichkeit bisher versagt wurde. Gegner von Metoo sorgen sich um die Unschuldvermutung und fürchten, dass es reihenweise zu Falschbeschuldigungen kommt mit unabsehbaren Folgen für die Betroffenen. Dabei sind solche Fälle – wie mir scheint – eher die Ausnahme. Manche Männer lesen nur die feminisitschen Hashtags wie #allmenaretrash und wenden sich kopfschüttelnd ab, weil sie sich selbst nicht als Täter sehen.

Mir stellt sich eine ganz andere und sehr persönliche Frage, die spezifisch mit der Szene zu tun hat: Hat es in meiner Vergangenheit Situationen gegeben, in denen ich mich nach meinen heutigen Maßstäben anders hätte verhalten können (müssen)? Gab es vielleicht Gelegenheiten, wo ich mich kopfschüttelnd abgewendet habe, Situationen, in denen ich Zeuge dessen wurde, was Dr. Lister in ihrem Artikel beschreibt: Missbrauch unter dem Deckmantel von SM?

Zur Zeit sehe ich mich außerstande, diese Frage zu meiner eigenen Zufriedenheit zu beantworten, deshalb gebe ich die Frage an Euch weiter:

Brauchen wir ein #BDSMetoo?

Wir müssen zuhören, wenn uns jemand von solchen Fällen berichtet, wir dürfen nicht wegsehen und uns abwenden sondern müssen aufhorchen und wir müssen unsere Hand ausstrecken.

 

 

 

PS: Während ich noch darüber nachdachte, ob ich diesen Beitrag überhaupt posten soll, weil er konfus und irgendwie dahin geschludert ist, was einem derart wichtigen Thema kaum gerecht wird, bekomme ich einen Hinweis von Ophelia. Auf ihrem Blog „Mein Leben im Pelz“ beschreibt sie sehr ausführlich einen und überdies extrem schlimmen Fall von Missbrauch im BDSM.

Ihrem Aufruf möchte ich mich hiermit ausdrücklich anschließen. Sie schreibt:

BDSM ist ein Grenzgang, der die Erlaubnis erteilt, Schmerz und Demütigung geschehen zu lassen. Der einen Rahmen bietet für Frauen, laut auszusprechen, dass es sie erregt, sich einem Mann zu unterwerfen.

BDSM ist KEIN Synonym für „Hier lassen sich psychisch labile und kaputte Frauen von Männern schlagen, weil sie es nicht anders kennen.“

 

 

Links zu Ophelias Beiträgen:

WENN BDSM ZUM PSYCHOTHRILLER WIRD

VOM SCHEITERHAUFEN ZUM FLÄCHENBRAND

 

 

17 Gedanken zu „Brauchen wir ein #BDSMetoo?“

  1. Da haben sich die Macher der Schlagzeilen nun 30 Jahre lang die Finger wundgeschrieben, wie man sichere BDSM-Aktionen erleben kann; es geht um Covern — sich gegenseitig absichern –, um Safe-Sanse-Consensual, um physische und psychische Sicherheit. Das Handbuch von MTJ Grimme zu dem Thema hat es bis zu Bertelsmann geschafft.
    Und da fragen im Ernst Leute: „Kannst du mir Bücher zu dem Thema empfehlen?“
    Jawohl. Kann ich.
    Charon Verlag, Schlagzeilen. Und nein, dies ist keine Werbung, sondern der Hinweis „Wer hat’s erfunden?“ Es ist eine Institution, von der ich rede, das THW, die Feuerwehr und die Verbraucherzentrale des BDSM.
    Nachgucken.
    In 23 Jahren mitten in der Szene habe ich nie etwas beobachtet oder mitbekommen, was mir Sorgen gemacht hätte.
    Mehr kann ich dazu nicht sagen.

  2. Ich habe hier in Hamburg dieses Jahr zwei größere Diskussionen erlebt über Mißbrauch und übergriffige Doms. In einem Fall ein Wiederholungstäter (der nach einigen Fällen jetzt auf den einschlägigen Parties Hausverbot hat), in dem anderen Fall scheint der Täter deutlich psychopatische Züge zu haben. „Erstickt“ wurden diese Diskussionen nicht – in beiden Fällen wollten sich die Opfer aber nicht an die Polizei wenden. Und ich sehe da eines der großen Probleme: Die Hürde für eine Anzeigen bei den Opfern von Übergriffen im BDSM-Bereich ist immens hoch.
    Das ist meiner Ansicht nach der wichtigste Punkt, an dem wir arbeiten müssen – wer nach einem Mißbrauchsfall im BDSM-Kontext Anzeige erstatten will, der muss Ansprechpartner(innen) bei der Polozei finden, die mit dem Thema vertraut sind. Die jeden Fall ernst nehmen und nicht die Schuld beim Opfer suchen.

    1. Danke @Zebra,

      ja bei der Polizei fehlt es. Vermutlich fehlt es generell an der Infrastruktur. Wenn ich zb die Beiträge von Ophelia lese, fallen auch die klassischen Hilfsangebote wie Frauenhäuser, Beratungsstellen usw raus bzw wird da mit Ablehnung und/oder Unverständnis reagiert.
      Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich diesen Beitrag gescrhieben habe, weil die Hilfsangebote fehlen und wird die Opfer nicht allein im Regen stehen lassen können.

      1. Es gibt für den LGBT-Bereich ja inzwischen Ansprechpartner bei der Polizei. Vielleicht kann man sich mal mit denen in Verbindung setzen und Ansprechpartner für BDSM-Probleme anregen

  3. Lieber Thomas.
    Liebe Leserinnen*

    Spannender Artikel. Ja das Thema ist auf jeden Fall sehr wichtig und definitiv nicht genug diskutiert.

    Ich empfinde deinen Text auch nicht als konfus, hätte mich viel mehr um eine noch tiefere Betrachtung gefreut.

    Jedoch stößt mir diese konsequenten Annahmen und Ausführung – Frau=Sub und Mann=Dom – dermaßen stark sauer auf, dass ich mich frage, von welchem Problem der Text nun eigentlich handelt.
    So funktionieren weder Neigungen noch die Realität und solche Stereotype zu bedienen festigt nur deren grausigen Rattenschwanz.

    Wenn wir jedoch schon von Tabuthemen sprechen..
    Ja. Missbrauch und Gewalt wird stark häufiger von Frauen erlebt. Das ist fürchterlich und eines unserer großen gesellschaftlichen Probleme.
    Nein. Nicht nur Frauen erleben Missbraucht und Gewalt. Auch Männer.
    Und auch Männer werden Vergewaltigt. – #maybeshedoesnthityou
    (Missbrauch und Gewalt an Trans*Menschen mal ganz außer Acht gelassen.)

    Jetzt natürlich die großartige, wenn auch wirklich stark kurzsichtige Frage:
    „Hä? Wie soll denn ein Mann bitte vergewaltigt werden?!“ (Wenn wir gerade schon von overlydomlydom sprechen.. 😉)
    Ähnlich tiefgängig ist da die Frage:
    „Wie können Frauen miteinander Sex haben?!“
    Ähnlich einfach und häufig demütigend die Antwort.

    Da mögen nun einige gerne sagen:
    „Darum ging es doch überhaupt nicht, was bläht sich dieser Mensch jetzt so auf?“ „Das ist doch mitgemeint“ „Joaa immer diese Kleinvergessene feministische Genderscheiße“
    Doch möchte ich diesen Menschen mitgeben:
    Wie sollen Wir uns als Gesellschaft und Community weiterentwickeln, wenn noch nicht mal die Realität bei Uns angekommen ist und wir uns fest an Rollenbilder und Vorurteile klammern?

    #BDSMmetoo gerne. Weniger Stereotype wären aber auch mal ein Anfang.

    1. @walli

      Fuck!
      Gestern war der internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen.
      Beim Schreiben des Beitrags hatte ich das Klischee Frau=Sub und Mann=Dom im Kopf weil ich selbst dieses Klischee erfülle und für eine Leserschaft schreibe, auf die das zum großen Teil ebenfalls zutrifft.
      Zu guter Letzt: Ich glaube bei dem Thema, betrifft die überwältigende Mehrheit der Fälle die Klischee-Konstellationen, bei der dominante Männer Täter und sub/maso-Frauen die Opfer sind.

      However: Das Mainstream Metoo war auf die Gewalt bzw den Missbrauch gegen Frauen beschränkt. Ich sehe keinen Grund, warum das bei #BDSMetoo auch so sein muss. Wenn wir über Missbrauch im BDSM reden wollen, sollten alle Karten auf den Tisch. Die Ausgrenzung von Gender, sexueller Orientierung oder Neigung ist in keiner Weise von mir beabsichtigt.

      Abgesehen davon:
      Wegen dieser – wie du schreibst – „feministische Genderscheiße“. Gib mir mal zwei Wochen oder so, ich hab einen Posting dazu in der Pipeline. Weil du „Trans*Menschen“ erwähnst, auch zum Thema inklusive Sprache.

  4. Erstmal danke, Tomasz, für den Beitrag. Völlig egal, in welcher Form oder ob man hier alles immer unterschreibt oder nicht: in meinen Augen ist das Wichtigste in erster Linie, das man darüber spricht. Mein Beitrag im April hat Grenzen gesprengt, die ich nicht erwartet hatte und die Resonanz war unglaublich. Der Flächenbrand-Beitrag im Nachhinein hat mir damals nur die Oberfläche gezeigt und ich habe nur eine Auswahl aller Geschichten nach außen getragen, die mir zukamen. Würde ich alle sammeln, es könnte ein Buch füllen und das Schlimme ist: ich bekomme solche Nachrichten heute noch. Bin heute noch im Gespräch mit vielen Frauen, die genau das gerade erleben, es glauben zu erleben oder sich nicht sicher sind, weil BDSM sich ja „so anfühlen muss“. Und ja, auch mit vielen, die bereits mit Polizei Kontakt haben.
    Was ich persönlich schon für Erfahrungen gemacht habe mit Polizei, Anwälten, usw. möchte ich nicht breittreten. Wenn ich Zeugin in einem Verfahren bin und mir nach dreistündiger Vernehmung über heftige Dinge, ein Polizist – allein im Raum – kommt mit „Na, Sie sind aber auch ein böses Mädchen“, dann weiß ich, wie ICH darauf reagiere – will aber nicht wissen, für wie viele junge Frauen das die Hölle ist. Ich habe zahlreiche dieser Erfahrungen gemacht. Natürlich auch gute – aber nicht genug. Anwälte kennen sich nicht aus, die Rechtslage ist grau, Beratungsstellen schicken Frauen weg und Polizisten sind überfordert. Es fehlt an Aufklärung – in meinen Augen übrigens auch und vor allem bei öffentlichen Anlaufstellen.

    Das Buch, das ich derzeit schreibe, wird sich mit all dem befassen. Von „wie vermeide ich das?“, „woran erkenne ich eine missbräuchliche BDSM-Beziehung?“, „was, wenn es wirklich schief ging? Wie gehe ich mit Schuldgefühlen um – immerhin habe ich es ja zugelassen?“ oder präventiver Arbeit, um Warnzeichen zu erkennen.

    Zudem einerseits ja, ein Hashtag – eine gute Idee, ich hatte auch schon oft daran gedacht. Aber naja. Metoo ist leider nicht mehr das, was es einmal war und die Hashtag-Kultur stößt auf ambivalente Reaktionen. Ich hätte Angst vor einem „jetzt wollen die auch mal“. Victim Blaming in der Öffentlichkeit, ich bin nicht sicher, ob das noch zu sensibel ist. Der Unterschied ist ja: metoo hat das laut gemacht, was auch davor schon klar war: Vergewaltigung ist scheiße – es war nur der Welt nicht klar, WIE OFT das tatsächlich passiert. BDSM aber ist noch nicht so weit. Es ist der Welt noch nicht klar, dass BDSM eigentlich eine gute Sache ist, die mit nicht einvernehmlicher Gewalt nichts zu tun hat. Würden wir diesen Aufschrei anstoßen, würde wohl ein Großteil von außen erstmal kommen mit „aber bei euch will man das doch so“, und ich fürchte das ist das letzte, was die Opfer brauchen, weil sie damit ja ohnhein schon hadern.

    Da ich glaube, dass man immer nur dann etwas kritisieren kann, wenn man einen besseren Vorschlag hat, kann ich sagen, dass ich Pläne habe für etwas, das Menschen mit dieser Erfahrung eine ganz andere Plattform gibt. Allerdings dauert das noch, weil es Zeit und Ressourcen braucht, die ich noch nicht habe. Im Frühjahr dann – erstmal will ich warten, was die Szene zu dem Buch sagt und abgesehen davon will ich mich nicht als jemand aufspielen, der hier mehr weiß als andere. Ich bin bei weitem kein Experte und bei all den Vorschlägen kann ich auch nur spekulieren und meine Meinung sagen.

    Das Einzige, bei dem ich mir sicher bin, ist: REDEN. Egal, in welcher Form, es ist wichtig, dass geredet wird und zwar auf einer respektvollen, wertschätzenden Basis. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich allein dadurch erreicht habe und wie gut das mir und anderen erfahrungsgemäß getan hat.

    Nun denn – danke für einen weiteren Anstoß, für ein weiteres Reden, für einen weiteren Input. Jeder davon ist wichtig und bringt dieses Anliegen weiter.

    Viele Grüße am Sonntagabend

    Ophelia

    1. @Ophelia

      Danke Lia,

      „Reden“ ermöglichen, den Weg freimachen, für diejenigen, die drüber reden wollen und müssen. Genau das war mein Intention.
      Und vielleicht für den einen oder anderen einen kleinen Anstoss zur Selbtsreflektion geben.

  5. Fast fertig, mein Kommentar und schon wieder ist das Programm abgestürzt.
    Verdammt! Nochmal…
    Lieber Tom,
    Ich hatte mich bisher darum gedrückt so weit zurück zu lesen bei Ophelia, nun hab ich mich dem gestellt, meine Vermutungen, was passiert war, wurden bestätigt.
    Ich bin sehr froh, dass sie nicht die Hauptleidende war, ihre Intuition sie vor dem Schlimmsten bewahrte.
    Der Bericht bestätigt das, was ich früher auch über BDSM dachte.
    Da lassen sich Menschen aufs Schlimmste behandeln, weil sie das mögen.
    Da gibt es Menschen, die andere physisch und psychisch fertig machen zu ihrem Spaß. Sie dürfen alles, die, die sich unterwerfenden, wollen das ja so.
    Ich wusste nichts von Ansprachen und Grenzen und schon gar nicht, das eigentlich die sich Hingebenden das Spiel (Wie? Spiel???) leiten.
    50 Shades hat mich grinsen lassen, aber auch aufmerken. -Verträge?
    Wenigstens habe ich begriffen, meine Vorstellung war eine ganz falsche, die in meinem Freundeskreis auch…
    Heute bin ich schlauer. Ohne den Film weiß ich nicht, ob es mich mal interessiert hätte, mein Wissen in diese Richtung auszuweiten.
    Ophelia ist für eine Schulung auch in diese Richtung bei Polizei und Justiz, Du bestimmt auch, ich auch! Besonders, da ich weiß, dort ist das Wissen oft so verstaubt wie meines noch vor wenigen Jahren.
    Ich glaube auch, vielen Subs, denen ein Missbrauch passiert, ordnen diesen nicht richtig ein, weil er so geschickt verpackt ist.
    Dank gilt darum allen, die offene Worte dafür finden und darauf hinweisen!
    Ich hätte gerne mehr Infos zu dem Thema.

    Ich hab aber noch zwei Fragen zum Text.
    Erst hab ich gestutzt, aber die sicheren Knick-Praktiken sind bestimmt sichere Kinck-Praktiken, oder? Sonst hätte ich da gerne eine Begriffserklärung… 🙂
    Die zweite Frage ist die nach Büchern, die Du empfehlen kannst, ich hab mal versucht dazu Infos zu finden, bin aber nicht so richtig weit gekommen.
    Vielleicht magst Du mal einen Blogbeitag zu Buchempfehlungen schreiben?

    Ich finde deinen Beitrag gar nicht konfus, es ist ja nicht so einfach es einzugrenzen, ich bin ja auch gleich mal etwas abgeschweift… 🙂
    Lieben Dank!

  6. Wow … zuerst einmal Danke Thomas, dass du diesen Beitrag gepostet hast und deine Gedanken zu diesem doch sehr unter dem Deckel gehaltenen Thema teilst. Ich finde nicht, dass dein Post konfus ist. Er spiegelt die Dringlichkeit und Wichtigkeit wider, die du diesem Thema entgegenbringst.

    Ich bin Switcher (dominant-sadistisch veranlagt gegenüber Frauen, submissiv-masochistisch veranlagt gegenüber Männern) und während ich deinen Post las, ging ich unwillkürlich mit meiner dominanten Seite „ins Gericht“.
    Ich stelle mir die gleichen Fragen und auch ich werde wohl für zufriedenstellende Antworten etwas brauchen, doch eins weiß ich mit Sicherheit: wahre Dominanz hat ein Gespür dafür, wenn die Erlaubnis erteilt und wann sie sich genommen oder gar missachtet wurde. Egal wie bizzar das Beobachtete war, man fühlt einfach, ob Wille oder Unwille gegeben sind. Wer bei Unwille wegsieht, macht dies – meiner Meinung nach – bewusst; nach dem Motto „Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.“. Das ist für mich persönlich Beihilfe. Lieber entschuldige ich mich für eine Störung, als dass ich vielleicht einen Missbrauch „unterstütze“.
    Achtsamkeit, Sorgfalt, Empathie und Schutz sind das A und O – nicht nur bei dem, was man selbst in der Hand hat, sondern auch bei dem, was man beobachtet und miterlebt.

    Höre ich hier meiner submissiven Seite zu, ist eines klar: subs mussten schon immer vorsichtig sein, wem sie ihre Hingabe, ihre Verletzlichkeit und ihr Vertauen schenken. Auch in der Vergangenheit wusste nicht jeder Dom es zu schätzen, doch seit SOG – und der daraufhin aus dem Bodensatz der Menschheit kriechenden Wanna-be-„Doms“, die einen Teppichklopfer nicht von einem Paddle unterscheiden können – ist es leider ein umso wichtigeres Thema geworden. Und ich finde es auch richtig, dass darauf aufmerksam gemacht wird, denn es gibt den Missbrauch unter dem Deckmantel BDSM! Auch von „dominanter“ Seite sehr bewusst ausgeführt. Leider ist es hier für Außenstehende (und bisweilen auch von Insidern) allzu leicht, subs den „Schwarze Peter“ zu zu schieben, schließlich wusste sub ja, worauf sie sich einlässt. Die Unwissenheit des Mainstreams macht es Missbrauchten schwer, als solche anerkannt zu werden.
    Aber ob hier ein Hashtag Metoo wirklich etwas bringt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Es ist auch so schon schwer, sich als sub zu outen, wenn dann noch Missbrauch in diesem Kontext aufkommt …
    Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Mainstream noch zu unaufgeklärt und „dumm“. Er wird es nicht verstehen und eventuell sogar noch Hexenjagd und Victim blaming betreiben.

    Ein nach Außen tragen wird den Missbrauch unter dem Deckmantel BDSM nicht beenden (vielleicht würde dies sogar noch mehr Bodensatz anziehen) und den Missbrauchten nicht helfen. Ich meine damit nicht, dass darüber geschwiegen werden soll! Nein, das auf keinen Fall! Ich denke eher, dass dies „Intern“ geregelt werden muss, in dem wir noch mehr Achtsamkeit walten lassen und handeln, wenn wir das Gefühl haben, dass da etwas nicht stimmig ist.

    1. Danke Pandora.

      Ja, es nach außen zu tragen oder von außen Hilfe zu erwarten bringt nichts.
      Wir müssen uns selbst dem Problem stellen, da wo es uns begegnet.

      Der Hashtag ist ein Vorschlag meinerseits. So wie metoo viele dazu ermutigt hat könnte es vielleicht auch Opfer im BDSM ermutigen, sich zu outen. Hatte ich jedenfalls gehofft.

      1. Grundsätzlich sind deine Absichten und Hoffnungen hinsichtlich metoo absolut richtig und auch vorbildhaft, Thomas, und Missbrauchte sollten auf jeden Fall ermutigt werden, nicht zu schweigen!
        Doch wie gesagt, weiß ich ehrlich nicht, ob es im Kontext mit BDSM wirklich förderlich und Augen öffnend ist.
        Jede Medaille hat zwei Seiten; auf der einen Seite ist es wichtig und richtig, darauf aufmerksam zu machen, den Missbrauchten (ich mag das Wort „Opfer“ nicht. Ein Opfer erbringt man in der Regel freiwillig und bewusst, einen Missbrauch hingegen nicht … ich weiß, wovon ich sprechen.) zu helfen und die Täter zu outen. Auf der anderen Seite macht man sich extrem angreifbar, und wenn schon nicht der Missbrauch verheerend ist, dann ist es das Flaming und Blaming des „dummen“ Mainstream definitiv.

        Zu viele wissen viel zu wenig über BDSM und den zahllosen Facetten, die BDSM hat und haben kann. Es wird viel zu viel mit SOG und romantisierter Literatur verglichen und natürlich über einen Kamm geschert (Wer sowas mag, kann ja nur pervers und krank sein. / Selbst schuld, wenn einem bei solchen Praktiken was passiert. / etc pp). Dass es aber ein Bedürfnis, ein innerer Wunsch, ein Bestandteil eines Selbst ist, wird dabei übersehen oder gar nicht erst wahrgenommen. Außerhalb der eigenen Schubladen denken? Diesen Horizont haben leider meist nur Insider und selbst die tun sich hin und wieder schwer damit, wenn es von der eigenen „Norm“ abweicht.

        Ich habe mich, vor meinem ersten echten Kontakt mit BDSM, jahrelang in der Theorie mit der Thematik im gesamten auseinander gesetzt. Ich wollte die psychodynamischen und zwischenmenschlich-psychologischen Zusammenhänge verstehen. Warum sich Menschen gegenseitig „solche Dinge“ antun und es auch noch genießen und brauchen. Ich habe damals viel in Foren gelesen, mich auch mit ein paar BDSM-lern getroffen und doch habe ich es nicht wirklich verstanden. Das kam erst, als ich es selbst an und in mir entdeckt und akzeptiert habe … und es (aus)leben durfte.

        Ich bewundere dich für dein Engagement und auch für die aufrichtige Selbstreflektion (und das von einem „alten Hase“ im BDSM 😉). Sowas macht Mut, Thomas! Mir zumindest 😊.

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