Hugh Hefner, Gründer des US-Männermagazins „Playboy“, ist tot. Hefner starb im Alter von 91 Jahren. Er sei friedlich in seinem Haus im Kreise seiner Familie gestorben, teilte das Unternehmen Playboy Enterprises mit.
Da war dieser Nachbar, der Zeitschriften ausfuhr. Von ihm bekam ich regelmäßig stapelweise Zeitschriften. Unter anderem einmal im Monat den US-Playboy. Der war immer eingeschweißt und das Cover war natürlich verdeckt. Verkauft wurde das Magazin in Bahnhofsbuchandlungen, stand in der Schmuddelecke neben dem richtigem Schmuddelkram. Ein Heft kostete ca. 20-25DM – je nach Wechselkurs – und wurde natürlich nur an Erwachsene verkauft. Mein Nachbar nahm es zum Glück nicht so genau, dass ich erst vierzehn war störte ihn nicht, außerdem bekam ich das Heft natürlich gratis.
Es erwies sich in vielerei Hinsicht als gut für mich, denn dadurch das ich nun den Playboy im Original las, verbesserten sich meine Schulnoten im Fach Englisch drastisch. Man muss wissen, die US-Ausgabe war ganz anders als die deutsche. Viel dicker, fast wie ein Buch und er bestand überwiegend aus Text – und was für Text. Während der deutsche Playboy sich auf komische Lifestyle-Tips beschränkte und überteuerte Gadgets und Designerzeugs anpries, von denen „der moderne Mann“ angeblich träumte, gab es im US-Playboy Interviews, Reportagen und Dokumentationen zu allen möglichen Themen. Einer der ersten Texte, die ich mit Erstaunen las, war eine 20-seitige Analyse eines entscheidenden Spielzug in irgendeinem historischen NFL-Spiel, in der der Autor darlegte, dass der Coach sich der gleichen Strategie bediente, mit der Montgomery Rommel bei El Alamein vernichtend geschlagen hatte. Auch kann ich mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass mein Interesse an erotischer Literatur druch die damalige Lektüre geweckt wurde. Wobei hier die US-Ausgabe des Penthouse zu nennen wäre, die im Gegensatz zum Playboy übrigens zurecht in der Porno-Ecke stand. Aber hier geht es ja nicht um den Penthouse, sondern um Hugh Hefner.
In den letzten Jahren las man selten etwas Gutes über ihn, meist waren es Skandale oder Skandälchen. Oft hatte es damit zu tun, dass ein spleeniger Achtzigjähriger eine bildhübsche blonde Zwanigjährige dated oder sogar ehelicht. Dann wurde darüber berichtet was in der berüchtigten Playboy Mansion in den Ehebetten passiert oder eben auch nicht passiert. Tja, das war nun mal sein Lifestyle und der gefiel eben nicht jedem und gab oft auch Anlass zu berechtigter Kritik.
Aber es gab auch noch eine andere Seite an Hefner, eine die kaum bekannt ist. Diese Seite hielt er selbst im Verborgenen, vielleicht auch weil sie dem hedonistischen Chauvi-Image zu sehr widersprach. Hefner war ein Aktivist, ein Kämpfer für Freiheit, ein Bürgerrechtler und ein Philantroph. Die Non-Profit Organisation „Children of the Night“, die sich gegen Kinderprostitution engagiert, verlieh ihm den „Hero of the Heart Award“ für seine Unterstützung über 30 Jahre hinweg. Kein anderer sei so wichtig gewesen bei „Gründung, Entwicklung und der Arbeit der Organisation“. Legendär ist Hef’s Einsatz nach der Evakuierung Vietnams. In seinem Privatjet, liebevoll „The Big Bunny“ genannt, flog er Neugeborene zu ihren Adoptiveltern. Für diese Rettungsmission rekrutierte er übrigens kurzerhand scharenweise Playboy Bunnys. In den 50ern kämpfte er gegen den McCarthy-ism, in den 60ern verhalf er schwarzen Künstlern in seiner TV-Show zu Auftritten, lange bevor es irgendwer sonst tat.
Ich glaube, er war einer von den Guten, nur hat er sich es nicht so anmerken lassen.
So long Hef
PS: Die sehenswerte Dokumentation „Hugh Hefner – Playboy, Aktivist und Rebell“ gibt es übrigens auf Youtube – natürlich in Englisch
Ein mit Augenzwinkern vermittelter Einblick in den durchaus auch lustvoll geführten Kampf des Hugh Hefner gegen die Regierung und das religiöse Establishment