Kommunikation und Social Media

Die 6te SmBlogparade: Elf Blogger schreiben über das Thema Kommunikation  und Social Media. Wie immer wird es eine gute Mischung aus tollen, heißen Geschichten und informativen Sachtexten sein.

Die TeilnehmerInnen:

 


Cat

Mit dem Online-Dating ist das so eine Sache. Das läuft nicht immer, wie man es sich denkt. Mit Cat – eigentlich Katherina – zum Beispiel kam es leider nicht zum Happy-End, obwohl die Zeichen echt gut standen. Vorher hätte ich es für völlig ausgeschlossen gehalten, dass man sich virtuell regelrecht in eine andere Person verknallen kann, weil man die ja eigentlich gar nicht kennt. Das waren noch die Kinderjahre von Online-Dating Portalen und ich war dort zufällig gelandet, weil ich einem Kumpel geholfen hatte, ein Profil anzulegen. Ich geb’ zu, ich fand das schon komisch. So eine Art Eingeständnis, dass man es in freier Wildbahn mit den Frauen nicht gebacken bekommt. Aber ich bin ja ein total neugieriger Mensch, weshalb ich es dann doch selbst ausprobierte. In mein Profil lud ich eine Collage von Schnappschüssen aus, schrieb ein paar Zeilen, die mir halbwegs intelligent erschienen und wartete auf Nachrichten aus der Damenwelt. Weil da nicht viel kam, blätterte ich dann meinerseits durch die Profile und schrieb selbst einige Mädels an. Da bekam ich zwar schon Antworten, war aber nix dabei, was mich sonderlich interessierte. Auf dieser Plattform trieben sich viele Katalogschönheiten herum, deren Bilder sehr professionell waren und die Profilangaben sehr glatt klangen. Und natürlich bestätigte sich mein Verdacht, dass dies Damen mit finanziellen Interessen waren, die einen auf Sexseiten locken wollten. Ich betrachtete das Experiment als erledigt, vergaß aber, das Profil zu löschen. Deshalb war ich auch sehr überrascht, als ich etliche Wochen später eine Nachricht erhielt, und zwar auf einer meiner Mailadressen. Dauerte ’ne Weile, bis ich das kapierte, denn ich hatte es schon wieder vergessen, dass ich den meinen Profiltext so verfasst hatte, dass die Anfangsbuchstaben der einzelnen Zeilen meine Emailadresse ergaben. Tja, und genau das hatte die liebe Cat offensichtlich neugierig gemacht, kluges Mädchen, wie sich herausstellte. Dass sie das herausgefunden hatte, gab uns auch erst mal Gesprächsstoff, ebenso wie die Tatsache, dass ich mir diesen Unsinn überhaupt ausgedacht hatte. Sie hatte in einem wissenschaftlichen Magazin einen Artikel über Kryptografie gelesen, weshalb ihr das aufgefallen war.

Ah, dachte ich, sie liest wissenschaftliche Magazine, das ist ja schon mal interessant. Und dann stellte sich auch noch heraus, dass sie Neurobiologie studierte. Ich hatte gerade ein Buch über einen Forscher namens Benjamin Libet gelesen, dessen legendäres Experimens angeblich den sogenannten freien Willen experimentell widerlegte. Ich hielt diese Interpretation übrigens für Unsinn, sie nebenbei bemerkt auch. Jedenfalls ein ergiebiges Thema, das uns virtuellen Gesprächsstoff für Monate gab. Nach und nach entdeckten wir viele weitere Themen. Wir waren selten deckungsgleich, sondern perfekt aufeinander eingestellt, sodass immer ausreichend Reibungsfläche vorhanden war hatte und man sich nicht langweilte. Wir beide mochten Science-Fiction, sie stand auf moderne Autoren, ich bevorzugte Klassiker wie Lem und Asimov. Wir interessierten uns für Musik, sie hörte Klassik, ich zu der Zeit Jazz. Wir teilten eine Vorliebe für Popcornkino, ich mochte natürlich Blockbuster und Actionstreifen, sie stand total auf Komödien. Sci-Fi und Horror mochten wir beide. Dass wir gemeinsam lachen konnten, bevorzugt über uns selbst, versteht sich von selbst. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich auch in einem anderen wichtigen Feld eine gewisse Kompatibilität heraus, nämlich beim Sex. Sie war ein gutes Stück jünger als ich, redete aber, nachdem einmal das Eis gebrochen war, ziemlich offen über Dinge, die sie schon erlebt hatte, und über die, die sie noch erleben wollte. Wir gingen da gar nicht so genau ins Detail, aber es gab jedenfalls genug, worauf man sich freuen konnte.

Einmal bekam ich fast kalte Füße, nämlich als sie stockend gestand, dass sie mit ihrer Mutter über mich geredet hatte. Die war natürlich skeptisch. Eine Internetbekanntschaft, und dann auch noch mit einem Typen der zehn Jahre älter war. Erst mal ›kalte Füße‹ deshalb, weil mir bis dahin gar nicht klar war, wie ernst die Sache schon geworden war. Auf den zweiten Blick fand ich es aber doch auch schmeichelhaft, ja sogar irgendwie bewegend, denn sie hatte mich ihrer Mutter als jemanden erklärt, der sie versteht, und mit dem sie tiefe Gespräche führen könne, wie noch nie zuvor. Inzwischen waren einige Monate vergangen und wir hatten den regelmäßigen Austausch von Mails erst im Live-Chat, (das müsste IRC oder ICQ gewesen sein), bald um Telefonate erweitert. Dazu muss man sagen, ich habe weder vorher noch nachher jemals so oft und so lange Telefonate geführt. An sich telefoniere ich äußerst ungern und halte Gespräche so kurz wie möglich. Mit Cat hingegen sprach ich zeitweise täglich, manchmal über Stunden. Begegnet waren wir uns bis dahin nicht, denn sie machte ein Auslandssemester auf einer Uni in den Staaten. Tja, und nun nähern wir uns dem leider traurigen Ende dieser kleinen Geschichte. Als sie endlich nach Deutschland zurückkam, besuchte ich sie spontan. Eine Woche gab ich ihr, um sich wieder einzufinden, dann setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Berlin, wo sie studierte. Es war eine kurzfristige Entscheidung, und weil ich sie nicht überfallen wollte, warnte ich sie vor der Abfahrt. Sie moserte, gab sich aber meiner Logik geschlagen: »Ich fahr jetzt los, und stehe in acht oder zehn Stunden an deiner Tür. Entweder machst du mir auf oder nicht.« Sie war unverkennbar nervös und schlug ein Treffen auf neutralem Boden vor, eine Kneipe in ihrer Nähe.

Und das war es dann. Als ich diese Bar betrat und mich zu ihr an den Tisch setzte, wusste ich, dass hier nichts laufen würde. Fragt mich nicht, woran es lag. Ich kann es bis heute nicht sagen. Gäbe es eine Checkliste von Kriterien, die eine Frau erfüllen muss, wäre sie vermutlich die mit der höchsten Trefferzahl. Am Aussehen lag es nicht. Sie sah genauso aus, wie auf den Bildern, die ich kannte. Ich sag mal, eine richtig hübsche Frau, die man definitiv nicht von der Bettkante stößt. Es gibt ja diese Redensart, von wegen der Chemie, die stimmen muss. Und die stimmte anscheinend einfach nicht, das wusste ich von Anfang an. Ich wehrte mich erst dagegen, versuchte offen dafür zu sein. Ich verbrachte den Abend mit ihr, wir saßen ’ne Weile in der Bar, spazierten durch irgendeinen Park, dann aßen wir irgendwo was. Ob es ihr ähnlich ging wie mir, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Erst fragte ich mich ganz besorgt, was mach ich denn, wenn sie was von mir will? Dann hatte ich das Gefühl, es geht ihr genauso. Als ich mich spät nachts wieder ins Auto setzte, war uns jedenfalls beiden klar, dass es das gewesen war. Unsere gegenseitigen Beteuerungen, dass wir die Freundschaft virtuell aufrecht erhalten würden, klangen schon bei meiner Abreise halbherzig.

Bestimmt ist es vielen anderen, die sich im Online-Dating versucht haben, auch schon so ergangen. So kann es leider gehen. Erst verknallt man sich in jemanden, den man eigentlich gar nicht kennt, und dann entknallt man, d.h. es verpufft einfach und alles ist vorbei. Man weiß einfach nie, was passiert, wenn man sich zum ersten Mal real mit jemanden trifft.

 


Cat ist eine Story aus meinem Buch Mind Games, in dem mein semifiktionales Alter Ego Drexler über seine erotischen Abenteuer berichtet:

Mind Games

Mein Name ist Drexler. Ich bin Sadist, und Frauen sind meine Leidenschaft.
Zuerst verdrehe ich ihr den Kopf, dann lasse ich sie leiden. Wenn sie bettelnd vor mir kniet und aus der züchtigen Lady ein geiles Luder wird, fängt das Spiel erst an, interessant zu werden.

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3 Gedanken zu „Kommunikation und Social Media“

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